Meist ist die Schulter betroffen Wenn sich die Gelenkkapsel entzündet
Für diesen Beitrag haben wir alle relevanten Fakten sorgfältig recherchiert. Eine Beeinflussung durch Dritte findet nicht statt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Schwellungen, Schmerzen und Bewegungseinschränkungen: Eine Entzündung der Gelenkkapsel ist unangenehm. Wann konservative Maßnahmen ausreichen und wann eine Operation notwendig ist.
Jedes Gelenk ist von einer Gelenkkapsel umgeben. Die Flüssigkeit in der Gelenkkapsel ist wichtig für die Mobilität der Gelenke und entlastet diese bei Bewegungen. Bei einer Gelenkkapselentzündung ist die Kapsel selbst oder die Innenhaut entzündet. Besonders häufig ist das Schultergelenk betroffen.
Was ist eine Gelenkkapselentzündung?
Die Gelenkkapsel ist nach innen, zur Gelenkseite, mit der Gelenkhaut ausgekleidet. Ist diese Gelenkhaut, Synovialis genannt, entzündet, sprechen Mediziner von einer Synovitis. Verschiedene Erkrankungen oder Veränderungen des Gelenks, beispielsweise Verletzungen, Arthrose oder Rheuma, können die Gelenkinnenhaut reizen. Von diesen Gelenkreizungen ist die klassische Gelenkkapselentzündung abzugrenzen. Diese betrifft nicht die Innenhaut, sondern die Kapsel selbst. Mediziner sprechen von Kapsulitis.
Gefahr der "Frozen Shoulder"
Bei einer Kapsulitis führt die Entzündung zu einer Schwellung und Verdickung der Kapsel. Das Gelenk verliert dadurch seine Bewegungsfreiheit. Schmerzen, Gelenksteife und Bewegungseinschränkungen sind die Folge. "Das am häufigsten von einer Kapselentzündung betroffene Gelenk ist das Schultergelenk.
Eine Entzündung der Gelenkkapsel bezeichnet man dort als Kapsulitis adhäsiva. Diese führt zu dem bekannten Krankheitsbild einer Schultersteife, auch als 'Frozen Shoulder' bekannt", erklärt Dr. Bastian Marquaß, leitender Orthopäde und Sportmediziner der Gelenk-Klinik-Gundelfingen.
Wann entzündet sich die Gelenkkapsel?
Laut dem Experten kann die "Frozen Shoulder" spontan und ohne erkennbare Ursache auftreten (idiopathische Frozen Shoulder). Diabetiker seien gehäuft betroffen, aber auch Frauen zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr. Verletzungen und Oberarmkopfbrüche können ebenfalls die Ursache einer steifen Schulter sein (posttraumatische Frozen Shouder). Von einer sekundären Frozen Shoulder sprechen Mediziner, wenn Verletzung zu Verwachsungen, Verklebungen und Entzündungen der Gelenkkapsel führen.
Gelenkkapselentzündung in der Schulter
Ein Ziel der Behandlung der Gelenkkapselentzündung der Schulter ist die Hemmung der Entzündung. "Die Gabe von schmerz- und entzündungshemmenden Medikamenten, sogenannte nicht-steroidalen Antirheumatika, steht am Beginn der Therapie", sagt Marquaß. "Auch die Durchführung einer Physiotherapie ist Teil der Behandlung, um die Beweglichkeit zu verbessern. Die Physiotherapie zeigt häufig gute Ergebnisse."
Kälte, Wärme, Elektrostimulation
Des Weiteren können Kältebehandlungen und Wärmebehandlungen die Schmerzen lindern und die Durchblutung unterstützen. "Kälteanwendungen vor der Physiotherapie helfen, die Schmerzen während den Bewegungs- und Dehnübungen zu lindern. Wärmeanwendungen wirken durchblutungsfördernd und entkrampfend auf die durch die Schonhaltung oft verhärtete Schulter- und Nackenmuskulatur", erklärt der Facharzt für Orthopädie.
Zielgerichtete Wassergymnastik kann helfen, schonend die Bewegungsfähigkeit zu fördern. Des Weiteren werden Verfahren wie die Elektrostimulation, Ultraschallbehandlungen und Magnetresonanztherapie angeboten. Die Wirksamkeit dieser Verfahren sind wissenschaftlich bislang nicht ausreichend untersucht. Dennoch gibt es Betroffene, die sich positiv gegenüber diesen Verfahren äußern.
Privatdozent Dr. Bastian Marquaß ist Facharzt für Orthopädie, Unfallchirurgie und Sportmedizin an der Gelenk-Klinik-Gundelfingen. Er ist Mitglied des Komitees für Knorpeltherapie und Meniskusoperationen der AGA-Gesellschaft für Arthroskopie und Gelenkchirurgie und seit 2013 Dozent für Unfallchirurgie an der Universität Leipzig.
Welchen Einfluss hat die Ernährung?
Auch fehlen bislang abschließende Erkenntnisse, ob sich mit einer Ernährungsumstellung eine Linderung der Beschwerden erzielen lässt. Es gibt Theorien, welche Stoffwechselstörungen als Ursache der Entzündungsprozesse diskutieren und empfehlen, vor allem basische Lebensmittel zu verzehren und auf tierische Produkte wie Fleisch und Milchprodukte weitestgehend zu verzichten.
Eine Anpassung der Ernährung kann für Betroffenen mit Schultersteife einen Versuch wert sein. Eine Garantie, dass sich die Beschwerden verbessern, gibt es nicht.
Wann Kortison zur Behandlung?
Die Behandlung mit Kortison wird bei sehr stark ausgeprägten Schmerzen erwogen - entweder eingenommen als Tabletten oder direkt in das Gelenk mit einer Spritze injiziert. Allerdings stellt die Kortisonbehandlung aufgrund möglicher Nebenwirkungen immer nur eine zeitlich begrenzte Therapiemöglichkeit dar. Operiert wird die Schulter dann, wenn konservative Therapien die Schmerzen und Bewegungseinschränkungen nicht zufriedenstellend lindern können und die Schultersteife nicht von selbst ausheilt.
Wenn eine Operation notwendig ist
Die Operation bei vorliegender Gelenkkapselentzündung erfolgt arthroskopisch, also in Form einer "Schlüsselloch"-Operation mit kleinen Schnitten. Bei der sekundären Gelenksteife beispielsweise werden im Rahmen des Eingriffs Verwachsungen und Verklebungen gelöst. "Die nur kleine Schnittwunde erhöht für den Patienten die Sicherheit des Eingriffs.
Auch bleiben keine größeren Narben zurück" sagt Marquaß. "Ebenso von Vorteil ist, dass die Schulter anschließend sofort bewegt werden kann – und sogar bewegt werden muss, um die Bewegungsfähigkeit zu unterstützen."
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Frozen Shoulder: Ursachen, Symptome und Behandlung der Schultersteife. Online-Information der Gelenk-Klinik Gundelfingen. (Stand: Aufgerufen am 30.06.2022)
- Manuelle Therapie und Übungen bei Frozen Shoulder (Adhäsive Kapsulitis, Schultersteife). Online-Information von Cochrane. (Stand: 26. August 2014)
- Schultersteife. Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 22. November 2019)
- Adhäsive Kapsulitis: Intraartikuläre Injektion von Steroiden mindert Schmerz und verbessert die Funktion. Online-Information des Deutschen Ärzteblatts. (Stand: 2021)